Seit 29 Jahren fahren wir nun schon nach Norwegen…
…oft auch mehrmals im Jahr: 2023 haben wir die Tour zum Beispiel dreimal unternommen. Und soll ich Euch etwas verraten? Keine dieser Touren war bisher langweilig oder nur ein Bisschen uninteressant. JEDE Tour hatte bisher ihren eigenen Charme und wir haben bisher keinen einzigen Kilometer bereut.
Das ist auch diesmal so. Wir befinden uns am 12. Januar etwa 500 km südlich vom Nordkap. Es ist sehr kalt und etwas windig – also nicht gerade angenehm. Das Beste, was ich bei den Temperaturen hier über das Wetter gelesen habe, war folgendes:
„Tagsüber Minus 9 Grad, gefühlte Temperatur Minus 26.“
So bekommt man eine ungefähre Vorstellung davon, was hier oben vor sich geht. Und jetzt mal Dir einmal aus, wenn sich die Wettervorhersage folgendermaßen verändert:
„Tagsüber Minus 26 Grad…
Puha, das muss unter diesen Bedingungen grausam sein. Wären das dann „gefühlte Minus 41 Grad?“
Da wir hier bereits Minus 27 Grad erlebt haben, erschaudern wir ein Bisschen bei dem Gedanken. Aber WIR haben es uns ja ausgesucht. Niemand hat gesagt:
„Hey alter Mann, sei doch so verrückt, schnapp Dir ein Wohnmobil und fahre mal schnell zum Nordkap“, sondern es ist unsere freie Entscheidung, so etwas zu tun.
Der „Waltag“ als große Belohnung!
Der „Waltag“ gestern hat uns in vollem Umfang Recht gegeben und die Strapazen unsere Unternehmung auch gerechtfertigt.
Heute ist Conny an der Reihe und ich werde unseren kleinen Vierbeiner beschäftigen.
Auf diese Weise kann ich schon ein paar Bilder sortieren und bearbeiten und sogar ein paar Texte vorbereiten. Die frischen Erinnerungen sind immer die besten. Und es ist gut, wenn man die wichtigsten Punkte schon auf Papier bringt – zumindest in Stichpunkten.
Genau dafür ist ein Ruhetag gut.
Der Tag startet am frühen Morgen mit Kaiserwetter. Kein Wind und klarer Himmel, aber es ist dunkel.
Ein Blick auf die Uhr lässt mich etwas schmunzeln. Meine Uhr zeigt nicht nur die Uhrzeit und das Datum an, sondern ich kann auch den Sonnenaufgang und -untergang sehen. Das ist auf dem Wasser nicht unwesentlich. Also ein Blick auf die Uhr, um zu sehen, wie spät es ist, und was sagt das Chronometer?
Uhrzeit: 09:20 Uhr – soweit alles richtig
Sonnenaufgang / Sonnenuntergang: ganztägig dunkel
Nicht gerade die perfekten Bedingungen für Sonnenanbeter…
Upps, ich glaube, dass ist für Sonnenanbeter, die gerne den ganzen Winter mit Inge und Karl-Heinz in Spanien aufeinander hocken, nicht das Richtige. Denn hier fehlt die entscheidende Zutat – nämlich die Sonne.
Aber auch die Sonne hinter dem Horizont kann sehr schön sein – auch wenn man sie nur dort nur vermuten kann.
Conny macht sich jedenfalls startklar für ihre Waltour. Und genau so sieht es dann aus:
Der zweite Tag auf dem Wasser
Man darf nicht vergessen: Das ist kein Segeltrip in der Karibik, sondern ein Ritt in einem Festrumpfschlauchboot mit 700 PS am Heck. Damit fährt man dann durch die Schaumkronen im 6 Grad kalten Wasser, umringt von zahlreichen Raubtieren.
Conny ist schön warm eingepackt: Mit dicker Unterwäsche, dickem Floating-Anzug und einer richtigen Mütze auf dem Kopf.
Ich habe einen Tag vorher die Erfahrung gemacht, dass eine dicke gefütterte Kapuze nichts nützt bei dem Fahrtwind, denn der fegt unter die Kapuze. Es hilft nur eines, und das ist ein Stirnband unter der Haube, denn dann liegen die Ohren an und flattern nicht im saukalten Wind umher. Von dieser Erfahrung darf meine Frau natürlich profitieren und kann es somit viel besser machen als ich.
Das war schon vor 100.000 Jahren so. Der Mann ging vor und erkundete die Gefahren und wie man ihnen begegnen kann. Entweder hat er dann den Weg frei geschossen oder eine Ausweichmöglichkeit gesucht, um seine Holde sicher hindurch zu führen.
Und so bin ich – als alter Krieger – am ersten Tag aufs Wasser, um zu schauen, wie kalt es ist, und mir die Ohren abzufrieren. Dann kam ich mit der gerade beschriebenen Erkenntnis nach Hause:
„So jeht dat nu ma nich!“
Wir haben meine Frau daher morgens richtig warm eingepackt und genügend Handschuhe verstaut, damit sie nicht friert. Für mich stand fest – ich mache das das nächste Mal genauso…
Ich darf am Hafen stehen und winken (ja, ein bisschen tut es weh, wenn man weiß, dass da draußen Wale warten) aber ich hatte gestern meinen Spaß und Conny ist genauso verrückt danach wie ich – auf jeden Fall ähnlich verrückt.
Nicht jeder Tag ist gleich…
…leider. Die Boote hatten an diesem Tag leider nicht den optimalen Tag. Aber das ist eben Natur: Ein Wal kommt nicht, wenn er einen Termin hat, sondern er kommt dann, wenn es etwas zu fressen gibt.
Aber deswegen ist es ja kein schlechter Tag, sondern ein geiler Tag ohne Sturm und mit angenehmen Temperaturen.
Und noch schöner ist es, dass Conny die Buckelwale aus nächster Nähe bestaunen durfte. Es fehlten an dem Tag „nur“ die Orcas– nicht einer war zu sehen, obwohl es einen Tag vorher nur so von den Schwarz/Weißen wimmelte.
Kein einziger ist in der Bucht auszumachen. Dann sind die Heringe wohl geflüchtet, jedenfalls an diesem Tag. Aber die Aufnahmen der „Buckligen“ können sich sehen lassen.
Und da es so schön ist, hängen wir noch einen Tag dran. Ich werde am nächsten Tag nochmal mein Glück versuchen – sofern das Wetter mitspielt.
Es heißt daher: Daumen drücken!
Bis jetzt sieht es zum Glück gut aus.