„Das Waljahr“ kann starten

Wir haben uns ja für diese Tour ganzbewusst dazu entschieden, den Jahreswechsel in Norwegen zu verbringen. Geplant war ein schöner Abend am Feuer mit Steaks auf der Pancha und einem Glühwein in bunter Runde. Feiern wollten wir zusammen mit unseren Freunden: Melanie und Stefan aus Deutschland sowie Petter und Bente aus Norwegen.

Sylvester bei Freunden im Schnee – 2023 kann kommen!

Bei Melanie und Stefan dürfen wir unser Wohnmobil parken. Außerdem hängen wir dort auch am Kabel – ohne die beiden hätten wir daher keinen Strom und es gäbe auch keine schönen Reiseberichte aus dem hohen Norden. Daher ein dickes Dankeschön an Melanie und Stefan!
Mit dazu stoßen sollten außerdem Petter und Bente. Die beiden haben viele Jahre lang neben uns gecampt.
Wir alle haben den gleichen Geschmack, also wenn es um Getränke geht, und wir sind Allesfresser. Der aktuell zu beobachtende vegane Trend interessiert uns daher nicht wirklich – wir freuen uns lieber auf ein schönes Stück Fleisch.
Leider mussten Petter und Bente dann aus familiären Gründen absagen, und wir verbringen den Abend daher in kleinerer Runde.
Auch das Wetter bereitet uns etwas Kummer: Zwar können wir noch das Essen auf dem Feuer zubereiten. Danach ist es dann aber leider draußen zu kalt, zu stürmisch und einfach zu ungemütlich.
Daher entscheiden wir uns dafür, lieber am warmen Kaminofen Platz zu nehmen. Was tun wir dort? Na das, was wir am besten können: Dummes Zeug erzählen und gemeinsam lachen!
Und so passiert dann das, was passieren musste – man quatscht sich fest… Und zack, ehe man sich umdreht, ist es morgens um 5.00 Uhr. Leicht verzaubert ziehen wir uns zurück in unser Wohnmobil, um das müde und leicht angeschlagenen Haupt im Kissen zu lagern. Wie poetisch das klingt…

Grillen an der Plancha
Grillen an der Plancha

Diese Tour soll uns ja eigentlich zu den Orcas führen…

Und genau das macht mich langsam aber sicher nervös: Gebucht haben wir jeden Tag einen Trip aufs Meer vom 04.01. bis 12.01.2023. Aber ein Blick auf die Wetterkarte lässt mich erschaudern: Die Aussicht auf die nächsten Tage ist nämlich leider alles andere als tauglich für eine Bootsfahrt in einem Festrumpf Schlauchboot…
Dir Vorhersage lautet: 15 bis 20 Grad – wohlgemerkt, Minus! Das ist unangenehm, aber auf eine bestimmte Art und Weise auch schön. Und schließlich man kann sich ja warm anziehen.
Nun folgt allerdings das große ABER: 10 bis 15 m/s Wind. Das ist ein ganz großes „No-Go“.
Denn:

  • Erstens kann man bei Wellen die Wale so gut wie gar nicht erkennen.
  • Zweitens ist es überaus gefährlich.
  • Drittens können die Schnorchler dann nicht uns Wasser.
  • Und viertens füttern viele Mitfahrer dann gerne an: Sie lassen dann ihr schönes Frühstück wieder direkt aus dem Mund fallen – mit Glück ins Meer…

Wir müssen geduldig ausharren

Der Wetterkarte nach wird es vor dem 08.01. nichts mit der Walbeobachtung. Daher haben wir genügend Zeit, um uns darauf vorzubereiten und uns um unser Bötchen zu kümmern. Denn dieses soll dann für den kommenden Sommer startklar sein.
Da gibt es noch einiges zu tun, bevor wir dann im Mai oder Juni damit in See stechen können: Ein paar Lichter müssen zum Beispiel noch eingebaut werden, der Tank muss vergrößert werden und eine Heizung muss eingebaut werden. Denn damit sind wir dann auch in der Lage, bei nicht so schönem Wetter auf´s Wasser zu können.
Und so nutzen wir die Zeit, um den Bootsumbau zu planen und alles Notwendige dafür zu besorgen. Dabei habe ich den Eindruck, dass Norwegen noch ganz fest im Winterschlaf liegt: In fast allen Läden sind wir allein, und es gibt mehr Personal als Kundschaft. Das kann aber auch daran liegen, dass wir den 2. Januar schreiben und in Norwegen ja 0,00 Promille zugelassen sind. Also wird nach Silvester kaum jemand fahren dürfen…
Übrigens: Wenn man hier diesen Wagen sieht, dann MUSS man unbedingt zuschlagen: Smultringe. Diese werden hier direkt frisch gebacken, und schon der Geruch macht süchtig!

Smultringe Wagen
Smultringe Wagen

Die Lofoten rufen!

Nachdem wir alles besorgt haben und alles soweit besprochen haben, sehen wir auf der Kachelmann-Karte, dass es weiter südlich von unserem Ziel auf den Lofoten kristallklare Nächte geben soll. Sehr kalt, aber klar und bei Vollmond.
Wenn wir schon auf die Wale warten müssen, dann können wir ja vielleicht die Zeit mit Nordlichtern und Adlern überbrücken – falls wir Glück haben.
Da wir am 04.01.2023 unser erstes Webinar im neuen Jahr halten möchten, begeben wir uns am Dienstag nach dem Frühstück auf die Piste. Die Strecke von Namsos nach Lødingen auf den Lofoten sind ca. 700 km. Die fährt man unter normalen Umständen nicht an einem Tag, und unter diesen Bedingungen erst recht nicht.
Die Straßen sind entweder mit Schnee bedeckt oder vereist. Man fühlt sich mit Spikes – der Norweger nennt sie übrigens „pickdecks“ – zwar viel sicherer als mit „normalen“ Reifen. Aber mit der Schrankwand und dem Gewicht ist Vorsicht geboten. Und so wird diese Strecke in mindestens 2 Abschnitte aufgeteilt:
Abschnitt 1 führt von Namsos bis Mo i Rana und Abschnitt 2 dann mit Glück auch bis Lødingen.
Mit Glück meinen wir folgendes: Wir müssen über das Saltfjellet fahren. Dort befindet sich der Polarkreis / Polarcirkel / Napapijri. Das Saltfjellet liegt auf gut 600 m Höhe und ist sehr oft von Schneeverwehungen betroffen. Dann wird der Balken (die Schranke) einfach runter gedreht und die Straße ist zu. Kein Mensch weiß dann, wann es vielleicht weiter gehen könnte. Denn es dauert genauso lange, wie es dauert…
Der erste Stopp in Mo i Rana auf einem Parkplatz direkt an der Straße gibt uns die Zeit Abendbrot zu essen, ein Glas Wein zu trinken und ein Bisschen zu „chillen“.
Ich fahre sehr, sehr gerne Auto. Je größer, desto besser. Aber das hier strengt schon gewaltig an. Und man ist am Abend froh, die Beine wieder hochzulegen und etwas zu ruhen.

Am frühen Morgen geht es weiter!

Start am nächsten Morgen direkt nach dem Aufstehen, denn wir wollen über das Plateau am Swartisen und dem Polarkreis. Diese Etappe möchte ich am liebsten bei etwas Licht fahren. Und da es hier am Tag nur 3 Stunden Licht gibt, muss man die Zeit genau abpassen.
Wir verlassen daher am „frühen“ Morgen Mo i Rana und siehe da: Im bewohnten Gebiet steht doch tatsächlich der Morgen-Elch am Straßenrand. Die ganzen letzten Tage hatten wir auf ihn gewartet, und jetzt steht er hier und schaut uns komisch an. Ich weiß, das Bild ist nicht sehr scharf, aber das ist auch dem schlechten Licht geschuldet. In der Natur und in live war er scharf – versprochen!

Elch hinter Bäumen
Elch hinter Bäumen

Keine 100 km weiter direkt das nächste Schauspiel am Straßenrand: Eine ganze Elchfamilie, welche man hier schön beobachten kann:

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Wenig später endlich der Polarcirkel und die lang erwarteten Rentiere. Das Wichtige hier: ein schöner Schnappschuss. Dieses Ritual ist inzwischen einmal im Jahr Pflicht.
Und wie man sieht, habe ich auch einen neuen Freund gefunden. JA, es ist egal, ob jemand das diskriminierend findet, dass ich „Freund“ sage. In meinem Wortschatz wird nicht gegendert. Und von mir aus kann jemand sein Geschlecht so oft wechseln, wie er will. Für mich gibt es auch in Zukunft Männchen und Weibchen. Das war ja schließlich schon zu Zeiten von Adam und Eva so…
Aber ich schweife ab – hier nun ein paar Bildchen:

Und weiter geht’s!

Nach dem Fotoshooting in eisiger Kälte geht es zügig wieder zurück ins Tal – denn da soll es ja bekanntlich wärmer sein. Ein kurzer Stopp noch am Souvenirladen und weiter geht es. Vielleicht schaffen wir es ja bis zum Beginn des Webinars um 18.00 Uhr auf den Lofoten zu stranden.
Die Reise durch die Winterlandschaft ist einfach zu schön, da muss man schon mal anhalten dürfen, um das ein oder andere Bildchen festzuhalten:

Wir schaffen es natürlich nicht bis zu den Lofoten und bleiben ein paar Kilometer vor der Fähre von Bognes nach Lødingen stehen. Das heißt: Technik vorbereiten und alles fertig einrichten. Danach kann das Webinar aus dem hohen Norden starten!

Um 19:30 Uhr sagt mir meine App für Aurora Borealis (Nordlichter), dass es Zeit wird, Schluss zu machen und nach Draußen zuschauen. Dort soll es jetzt nämlich bunt werden…
Zwar wurde es nicht bunt, aber wenigstens grün:

Nach getaner Arbeit und beruhigenden Nordlichtern ist nun etwas Ruhe angesagt: Wir freuen uns auf den nächsten Tag. Kurz nach 09.00 Uhr geht dann unsere Fähre nach Lødingen und so sind wir schon gegen Mittag am Ort des Geschehens. Dort können wir unser Equipment zum Grillen und Chillen entspannt aufbauen, um dann am Feuer den Nachmittag und den Abend zu genießen. Bei einem Glühwein ist heute Entspannung angesagt. Mal sehen, wie lange wir hier bleiben können / dürfen / müssen, denn weiter im Norden ist leider immer noch Sturm.
Also genießen wie lieber hier den Winter auf dem Molenkopf:

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Über den Autor

die beiden Verrueckten

Thorsten Helbig

Thorsten Helbig ist bereits seit mehr als 20 Jahren Börsenhändler mit Leib und Seele. Außerdem liebt er es, die Welt mit seiner Frau und seinem Hund im Wohnmobil zu erkunden. Als Reisender Händler zeigt er, wie man unterwegs an der Börse Geld verdienen kann.

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