Wir wollten nach Schweden – heute sind wir in Schweden!

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Nach einer langen Silvesternacht und ca. 400 km auf der Autobahn am Folgetag, war Nachtruhe angesagt. Und das, solange wie es ging! 
Ab einem gewissen Alter spürt der Körper, wann er an seine Grenzen kommt – das gilt natürlich auch für den Reisenden Händler… 

Und genau dafür hatten wir einen genialen Stellplatz. Hast Du schon mal 20 Meter neben einem Kanal geschlafen, wo nachts riesige Pötte durchfahren? Leider keine Kreuzfahrer zurzeit – aber ein Container-Riese macht die gleiche Welle… Was für ein Gefühl, wenn man nachts im Bettchen liegt, und den Schiffsmotor nicht nur hören kann – sondern die Vibrationen spürt. Einfach eine coole Erfahrung, wenn man aufwacht und alles brummt. Ein Gefühl von Freiheit… 

Morgens – wir haben schon den zweiten Januar – aufgeweckt von trommelndem Regen auf dem Dach. Nix Winter – eher Frühling bei 14 Grad und strömenden Regen… 
Zum Reisen allerdings das beste Wetter. Gut ausgeschlafen geht es direkt los – die erste Etappe soll bis Flensburg gehen. In dieser Ecke habe ich 21 Jahre gewohnt und es werden ein paar Heimatgefühle wach.  

Unser Plan, schnell zu tanken und in einem „Schnellrestaurant“ ein kleines Frühstück zu holen, wird bei der Abfahrt von der Autobahn in Flensburg Harrislee direkt zerstört… Denn die Supermärkte haben auf, und der Däne geht sonntags gerne shoppen. 

Vor allem möchte er das wieder im Kühlschrank haben, was er die letzten Tage über seine Leber hat laufen lassen. Nämlich jede Menge Bier. Ich weiß nicht, wer es kennt, aber ich war einmal vor 30 Jahren zum Geburtstag eingeladen. Der Däne nennt es „Frokost“, was so viel heißt wie Frühstück. 

Dieses „Frühstück“ startet morgens gegen 10:00 Uhr und geht bis in die späten Abendstunden – also ich sag mal – solange noch mindestens zwei Leute sitzen, stehen und kommunizieren können. Denn wenn nur noch einer übrig bleibt, macht es ja keinen Sinn. 

Der Däne hat einen angenehmen Lebensstil – er LEBT und er feiert gerne. Viele Sachen, welche bei uns auf der To-do-Liste ganz oben stehen, wie geile Klamotten oder schnelle teure Autos, interessieren den Dänen eher weniger. Sie wollen das Leben genießen. Deswegen sind nach den Feiertagen der Keller und der Kühlschrank oft leer und müssen nun aufgefüllt werden. Und wann kann man das besser erledigen, als am Sonntag, wenn der deutsche Michel noch im Bett liegt und wartet, dass der Kaufmann um die Ecke am Montag wieder öffnet. 

Hier also Pustekuchen. Parkplatz brechend voll – an der Tanke stehen sie Schlange und im „Schnellrestaurant“ ebenfalls. Dafür ist mir die Zeit zu schade und wenn man Ortskenntnisse hat (denn Straßen werden ja selten nach 10 Jahren einfach woanders hin verlegt), dann sucht man Ausweichmöglichkeiten. 

WoMo Parkplatz
Pause mit dem WoMo

Und diesen Umweg von wenigen Kilometern nehme ich gerne in Kauf. Wir nutzen den Parkplatz also nur zum Wenden, und fahren über einen Seitenweg zu einem kleineren Grenzübergang. Zumal der Übergang an der A7 im Navi mit 4 km Stau angegeben ist. Ein Grund mehr, den zu umfahren. 

Auf zum Ochsenweg – und Nein, das ist nicht in Berlin die Zufahrt zum Kanzleramt. Vielmehr erklärt sich der Name wie folgt: Früher wurden hier die Waren mit Ochsen nach Dänemark transportiert. Und außerdem war es ja zu Ochsenzeiten auch noch Deutschland bis zur Kongeau (Königsfluss). Aber das wiederum ist ein anderes Kapitel, welches man ja in alle Himmelsrichtungen beleuchten könnte. Ich mag Geschichte allerdings nicht besonders, sondern lebe lieber im hier und jetzt. 

Also zurück zum Ochsenweg. In meinen grauen Zellen hatte sich festgesetzt, dass dort kurz vor der Grenze eine freie Tankstelle war – und die sind meistens die Günstigsten. Da unser Gefährt einen 170 Liter Tank hat, lohnt es sich, die Preise zu vergleichen. 

Und siehe da – wir kommen um die Ecke bei der Tanke und das Preisschild sagt 1,48 EUR je Liter Diesel. Ein annehmbarer Preis in den heutigen Zeiten. Zuhause haben wir vor der Abreise noch für 1,56 EUR getankt.

Also Rüssel rein und den Tank vollgemacht. Als ich für 1,48 EUR getankt und bezahlt hatte, kam ich wieder ans Auto und schaue auf das Preisschild. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht – schon stand an der Tafel 1,54 EUR und auf meinem Kassenzettel zum Glück noch 1,48 EUR. 
Der Gewinn liegt im Einkauf. 6 Cent in den paar Minuten, passiert das oft? Oder habe ich das jetzt nur das erste Mal gemerkt? 
Schwankungen auf dem Ölmarkt sind normal – aber 6 Cent in dieser kurzen Zeit… Kopf schüttel. 

Wir also happy ins Auto und auf nach Dänemark – oder besser gesagt durch Dänemark nach Schweden. Einreisebedingungen sind für uns nicht von Relevanz, da wir keine 24 Stunden in Dänemark verweilen (wollen). 

Auf der Autobahn reden wir noch über Schweden und Norwegen, und welche Regularien dort in Verbindung mit Corona bestehen. 
Ich bin ja fast immer ein positiv denkender Mensch (außer im Dax), und alle Infos, die ich bisher hatte, lauteten: KEINE Beschränkungen. 

Meine Sicherheitsbeauftragte im Auto machte mich neugierig und ich schaute zur Sicherheit nochmal nach. Dafür gibt es ja eine App mit dem schönen Namen „Sicher Reisen“ 

Und was soll ich sagen: Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht. Da steht für Schweden tatsächlich: 

Bei Einreise ist ein gültiger Negativtest vorzulegen in dänischer, schwedischer oder englischer Sprache. Ab Probenentnahme dürfen nicht mehr als 48 Stunden vergangen sein. 

Verstöße dagegen führen zur Abweisung an der Grenze. 

Ok – könnte man jetzt sagen, dann drehe ich halt um, ABER: Die Brücke von Dänemark kostet 160,00 EUR Maut. Wenn die Schweden uns abweisen, kostet es wieder 160,00 Euro für die Rückfahrt zum Test nach Dänemark, und dann nochmals 160,00 Euro – um wieder einzureisen. 

Ich dachte, mein Hamster bohnert… Was nun? Wo auf die Schnelle so einen verflixten Test herbekommen. 
Und nun lernen wir Skandinavien (in diesem Fall Dänemark) von einer anderen Seite kennen, die wir bisher noch nicht kannten: 

Auf der Autobahn sind gelbe Schilder fest installiert mit Hinweisen, wo Covid-Zentren zu finden sind. Ein toller Service: Dann folgen wir doch einfach den Schildern, oder? Insgesamt eine sehr gute Ausschilderung und nach wenigen Minuten stehen wir auf einem großen Parkplatz. 

Also Maske auf und rein ins Covid-Zentrum, wo wir sofort sehr freundlich empfangen werden. 

Allerdings waren wir im Impfzentrum gelandet – nicht im Testzentrum. Aber ich wollte in diesem Moment getestet und nicht geimpft werden. Sofort machte sich der junge Mann auf den Weg und kam mit einem Zettel zurück, wo die Adresse vom Testzentrum drauf stand. 

2,5 km später standen wir dann bereits in Testzentrum. 

Draußen ein Schild: Nur mit Anmeldung. Aber wir sind optimistisch, dass wir für die Ausreise bestimmt unser Zertifikat bekommen. 
Hier herrschte auch ein Kommen und Gehen wie morgens beim Bäcker. Was wollten hier alle mit einem Test? Zumal sich nach wenigen Minuten herausstellte, dass hier nur PCR-Tests gemacht werden. Und wir sollten uns vorher registrieren. 

Auch hier waren die Mitarbeiter sehr freundlich, sehr zuvorkommend und sehr hilfsbereit. Und das alles an am Sonntag, dem 02. Januar 2022. 

Man klärte uns auf, dass wir ein Stück weiter fahren können in die Stadt. 

Dort ist ein Schnelltestzentrum und wir sollten dahin gehen, denn einen PCR-Test bräuchten wir nicht. Nun ab in die Stadt – langsam etwas frustriert und schon mit dem Gedanken im Kopf, zur Not in Dänemark zu übernachten. 

Wir fahren am Testzentrum vorbei und suchen einen Parkplatz. Auf dem Bürgersteig eine ewige Schlange – alle warten auf den Test. Geschätzte Wartezeit von uns: Mindestens 1 bis 2 Stunden. 

Auto abstellen und dann hinten anstellen. 

Schnell sind wir überrascht, wie schnell es hier geht. Vor uns standen bestimmt 40 Leute an. 
Wir haben 17 Minuten gebraucht, und waren dann schon wieder draußen auf dem Weg zum WoMo. Auch hier alle freundlich, alle nett, alle vorsichtig – und alles kostenlos. Von uns wollte niemand einen Cent haben. Das nenne ich mal Management. RESPEKT ihr lieben Dänen. 

Selbst im Impfzentrum hätte man uns wahrscheinlich anstandslos und kostenlos geimpft. 
Wohl gemerkt, an einem Sonntag! 

In Deutschland werden Zentren geschlossen und Intensivbetten abgebaut – in der größten Pandemie, die alle lebenden Deutschen je erlebt haben. 

Es fehlt an Impfstoff, und das leider nicht zum ersten Mal. Da fragt man sich schon, was die Politiker in anderen Ländern besser können als unsere Volksvertreter. Wir stehen mit leeren Händen in den Impfzentren und wollen eine Impfpflicht einführen. Mit zu wenig Impfstoff kann dies ersichtlich nicht funktionieren… 

Die Dänen haben uns heute gezeigt, wie man es richtig macht. Unser Ergebnis liegt exakt nach 16 Minuten auf dem Handy – beide NEGATIV und damit endlich auf nach Schweden! 

Kurz vor der Brücke schauen wir nochmal nach, was der alte Schwede gerade für einen Liter Diesel aufruft – und das sind stolze 1,88 Euro. Also muss ich nochmal tanken. 

Letzte Circle K Tankstelle vor Schweden. Hier kostet der Liter ca. 1,50 Euro – aber die Schlange ist irre lang an der Tanke. Also hinten anstellen. Bis wir begriffen haben, dass die Autos gar nicht nach Sprit anstehen, sondern am McDrive um Abendessen zu bestellen, vergehen ein paar Minuten. 
Auch hier geht es schneller als wir vermutet haben – und nun mit vollem Tank fühlen wir uns wohler. 

An der Grenze hinter der Öresundbrücke folgen die Kontrollen. Es sind nur 3 Spuren geöffnet, und direkt nachdem man 160,00 Euro für die Überfahrt bezahlt hat, kommt die Kontrolle der Papiere. 

Die nette Schwedin stellt fest, dass wir nicht ständig im Schweden leben. Das war vollkommen richtig festgestellt. Also kam die nächste Frage, ob wir ein Testergebnis vorweisen können. Und dann konnten wir unser Zertifikat vorlegen und direkt weiterfahren. Mit den besten Wünschen für 2022 und einem schönen Aufenthalt in Schweden von der Kontrolleurin. 

Das wäre böse in die Hose gegangen, wenn ich nicht nochmal nachgeschaut hätte… Aber Ente gut – alles gut. 

Wir beschließen, noch 200 km zu fahren und sind nun gegen 20:00 Uhr auf einem Stellplatz zur Nachtruhe angekommen. Jetzt ein verdientes Feierabendbier und dann NACHTRUHE. 

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Über den Autor

die beiden Verrueckten

Thorsten Helbig

Thorsten Helbig ist bereits seit mehr als 20 Jahren Börsenhändler mit Leib und Seele. Außerdem liebt er es, die Welt mit seiner Frau und seinem Hund im Wohnmobil zu erkunden. Als Reisender Händler zeigt er, wie man unterwegs an der Börse Geld verdienen kann.

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