Tage 19-21: Lulea ein Traum im Norden

Das ist immer so im Leben. Wenn mein Enkel, der knapp zwei ist, etwas noch nicht beschreiben kann, mangels der Wortkenntnis, dann nimmt er mich an die Hand und zeigt es mir. Vielleicht fehlen ihm ja in den sehr jungen Jahren nur noch die Worte, weil Opa die ihm alle weg gequatscht hat, und nun sind keine mehr da für ihn? Ich mache das jetzt einfach genauso, und lasse Euch an den ersten Eindrücken teilhaben von dieser wunderbaren Stadt. 

Am nächsten Tag müssen wir uns erst einmal orientieren. Wo sind wir, wo finden wir was? Wo bekommen wir Wasser? Wo werden wir „gebrauchtes“ Wasser los? Egal ob es nur über unser Haupt geströmt, oder über die Nieren gelaufen ist. Alles muss auch mal wieder raus was rein kam. Ok, erste Erkenntnis lautet: Wasser bekommen wir an einem Wasserhahn im Gebäudeinneren. Allerdings müssen wir es im 10 Liter Kanister holen, und dann irgendwie ins Auto umfüllen. Das heißt bei 230 Liter Tankvolumen für mich 23 Botengänge oder Wasserläufe. Aber es gibt Wasser und wir können alles das machen, was man mit Wasser macht: Kochen, Duschen, Toilette spülen, Brot backen, oder einfach nur morgens Zähne putzen.

So lernt man die paar Liter Wasser einfach richtig schätzen. Man duscht effektiver. Man macht den Zahnputzbecher nur halb voll und kippt nicht die Hälfte in den Ausguss. Denn alles was im Ausguss landet, das muss ja auch wieder weggebracht werden. Mein Beitrag zur Umwelt – Greta wäre stolz auf mich. Und da ich ja grad, als ich das schreibe, direkt in ihrer Nachbarschaft stehe – könnte sie das wenigstens huldigen, oder? Ein superschöner Platz den Conny da gesucht hat. Und wir stehen hier komplett alleine. Im Sommer ist der Hafen völlig überlaufen oder überbucht; jetzt sind wir die einzigen Besucher. Das hat seinen Charme, auch wenn alle Restaurants in greifbarer Hafennähe geschlossen haben. Essen kochen können wir allein. Und eine Pizza holen, das können wir immer noch. Aber wir sind nicht so die Lieferantentypen, oder Pizzaholer, sondern wir kochen lieber selbst. Warum wir das tun? Dafür gibt es mehrere Gründe. 

Welcher Ort ist im Haus am besten zu kommunizieren? Die Küche! In der Zeit, wo ich zur Pizzeria fahre und auf die Pizza warte, um dann mit einer halbwarmen Mahlzeit zurück zu kommen, habe ich (oder besser Conny) zauberhafte Pasta gezaubert. Wir wissen was drin ist und keiner das Essen misshandelt hat Wir kennen das Verfallsdatum der Zutaten 

Wir können Multitasking vom Feinsten trainieren. Denn wir machen mehrere Sachen auf einmal: 

  1. Wir reden miteinander 
  2. Wir trinken Wein oder Bier 
  3. Wir kochen (machen also was Sinnvolles) 
  4. Wir lernen etwas dabei – KOCHEN (also was in den Topf tun und umrühren) . 

Das sind vier Dinge, die man auf einmal machen kann; das ist Multitasking, oder? Ok; ich weiß ich schweife schon wieder ab. Tschuldigung

Der Abend nach der Wolkentour

Wir sitzen also entspannt im Wohnmobil und lassen den Tag noch einmal Revue passieren. Erst jetzt wird uns so richtig bewusst, was wir grad erlebt haben. Wir haben Perlmuttwolken mit eigenen Augen in voller Pracht und live gesehen! Wer kann das schon von sich behaupten? Nicht dass ich besser sein will als andere; aber man muss sich das manchmal ins Bewusstsein rufen, welche Ereignisse man auf diesen Touren erleben kann und darf! Das ist nicht selbstverständlich im Leben, und wir sind sehr sehr dankbar dafür. Nun haben wir beim Sinnieren über diesen tollen Tag doch tatsächlich die Zeit vergessen, und die Gläser Wein nicht gezählt. Das ist ja nicht schlimm, aber wenn man am nächsten Morgen zeitig aufstehen muss, weil um 07:45 Uhr Webinar angesetzt ist, dann staunt man um 2 Uhr Nachts nicht schlecht, warum die Zeit so gerannt ist, und versucht eine Runde schneller zu schlafen. Warum die Zeit so gerannt ist? Weil die schönsten Tage immer am schnellsten vergehen!  Mein Entschluss steht also fest, die kommenden Arbeitstage, die jetzt anstehen, werden wir hier verbringen. Ich reise oder fahre ja wirklich gerne, und es macht mir nix aus. Aber der extreme Nachteil ist, wenn man einen Arbeitstag absolviert; und unser Tag besteht 10 Stunden aus Arbeit; dann hat man wenig Fahrzeit übrig. Wenn man dann aber noch zwei oder drei Stunden zum Fahren benutzt, dann ist man wohl weit gekommen, aber die Freizeit geht gegen Null. Darum nutzen wir gerne die Arbeitstage, um die Freizeit, dann an einem Ort zu verbringen. So hat man einen „normalen“ Feierabend und kann auch die Möglichkeiten nutzen, die man vor der Nase hat, und nicht nur auf der Autobahn die freien Stunden verbringen. Die Entscheidung war sehr gut. Einen schöneren Arbeitsplatz kann man sich nicht vorstellen, als mit einem Blick auf die vereiste Ostsee den Tag zu beginnen. Ein paar Stunden die Charts durchpflügen, ein paar Punkte und Pipps kassieren, damit man sich auch in Skandinavien ein Bier leisten kann, und dann?? Raus in die Sonne, in die Kälte, in die Stadt und auf das Eis. 

Einwandern kann so schön sein

Wir stellen am Morgen mit Erstaunen fest, dass viele Menschen AUF dem Wasser laufen. Dann kommt da ein PKW auf dem Wasser angefahren mit einem gelben Blaulicht auf dem Dach. Und zur Krönung fährt ein Traktor hinterher. Da bekommt man als Mitteleuropäer schon mal Herzklopfen. Die Schweden lieben dieses Wetter anscheinend, und es treibt viele Einheimische auf das Eis. OK, Urlauber oder Touristen gibt es ja auch nicht viele, außer uns. Alle laufen auf dem Eis, gehen mit dem Hund spazieren, schieben ihre Kinder im Kinderwagen AUF der Ostsee, haben Kufen unter den Füßen, oder rutschen einfach auf einem Schlitten. Deswegen ist Covid hier auch nicht so aggressiv. Oder besser, wird hier nicht so aggressiv eingestuft.  Das Immunsystem der Leute hier ist in Ordnung, Karlchen ist leider uns Deutschen zugeteilt als Panikmacher. Die Monarchie und die Politik in Schweden arbeiten harmonisch zusammen. Dieses Chaos wie südlich von Flensburg ist hier nicht bekannt.

Und was soll ich sagen? Die Menschen hier sind bei weitem nicht so verbittert wie in Deutschland. Man sieht mehr Menschen lachen, alle sind freundlich und lebensfroh. Jeder bekommt einen Hinweis sich so zu verhalten, dass es für alle verträglich ist. Und das tut der Schwede, denn so ist er es gewohnt. Der deutsche Michel nimmt lieber sein Fensterguck Kissen, schaut grimmig auf die Straße, und lauert wen er als nächstes anscheißen kann. Und da das jetzt ja anonym im Internet ermöglicht wird, hat der Fenstergucker viel zu tun. Hier in Schweden geht man lieber lachend und lebensfroh auf´s Eis. Und das tun wir heute auch mal, denn wir wollen ja wissen, wie es ist mal ÜBER die Ostsee zu laufen. Und hier ein Kurzüberblick. 

Wir arbeiten also die Tage ganz normal, wir handeln, wir telefonieren, wir pflegen Technik, wir schreiben Artikel und wir schauen uns ein bisschen Land und die Leute an. Dafür ist es ein genialer Platz. Bitte schaut Euch diese Bilder an, dann versteht ihr mich. Wenn die Augen aufgehen, am frühen Morgen, man trinkt einen heißen Kaffee, und sitzt 1 Stunde am Schreibtisch – und dann hebt man das Köpfchen und sieht das: 

Sonnenaufgang über Lulea

Heute ist unser Tag auf dem Eis. Da wir ja unseren Pico dabeihaben, sind wir zeitlich etwas eingeschränkt. Er kann nicht mit, denn er ist einfach ein lieber Hund in einem sehr stattlichen Alter, der sehr schnell friert. Er ist ja ein Hund, und kein Eisbär. Auch wenn er sich manchmal anders benimmt. Aber er ist diese Kälte nicht gewohnt, und wir muten ihm diese Eisbahn einfach nicht zu. Apropos EINFACH; Einfach ist er ja auch nicht. Wo er das wohl her hat? Denn wir beschließen ohne ihn außer Haus zu gehen, das ist ihm aber auch wider nicht recht. Seine Verlustängste überwiegen einfach. Er denkt immer, wir kommen nicht wieder. Dabei würden wir ihn niiiieee alleine lassen. Wir haben immer versucht ihn vorher zu beruhigen. Ich habe zum Beispiel mal die Rechnung vom Wohnmobil auf dem Tisch liegen lassen, damit er weiß: „Ok, die kommen wieder; wenn nicht wegen mir, aber das Auto lassen sie nicht alleine“! Hat es geholfen? Natürlich nicht! Wahrscheinlich hat er sich gedacht: „Wer sich so ein Auto leistet, der kann wenigstens ein Weibchen hier absetzen, wenn er weg geht.“ 

Dem entsprechend bekommen wir „Geschimpftes“ als wir zurückkommen. Auch wenn wir sein Gemecker ertragen müssen, sind wir happy den Tag genossen zu haben, und drehen ein paar Runden mit ihm. Und schon ist alles wieder gut, alle sind glücklich und zufrieden. Nachdem Tag kann man es auch sein.  Da wir hier einen sehr schönen Platz haben, und traumhaftes Winterwetter, bleiben wir ein paar Tage um dieses Prozedere zu wiederholen. Der Ort lädt zum bummeln ein, und sogar ein System Bolaget ist fußläufig erreichbar. System Bolaget sind ganz wichtige Läden in Schweden. Wichtiger als ein Bäcker oder eine Apotheke, denn hier gibt es Bier. Im Supermarkt werden nur Biere bis 3,5% Alkoholgehalt verkauft. Alles was darüber getaktet ist, wird in diesen Spezialgeschäften verkauft, wie in anderen Ländern auch. In Norwegen ist es „Vinmonopolet“ in USA der „Liquorshop“ und hier eben System Bolaget. Da wir ein Willy´s Supermarkt direkt nebenan haben, ist es kein Problem auch frische Brötchen zu bekommen, und so sind wir rundum gut versorgt. Wir haben bei klarem Sonnenschein einen schönen Ausblick beim Arbeiten und Handeln, wir haben die Eisfläche vor der Haustür zum Laufen, und die Stadt sowie die Versorgung in greifbarer Nähe. Besser geht es für einen Wohnmobilisten kaum; deswegen bleiben wir. Für unsere Wintertour ein schöner Abschluss, bevor wir in Etappen die Rückreise antreten. 

Wir waren auf dem Eis

Was erzeugt frische Luft? HUNGER! und was noch? DURST! Und Durst ist schlimmer als Heimweh. Wir haben schon oft skandinavische Länder bereist, und wir haben auch schon oft zu besonderen Anlässen die Kochkünste der Köche in Schweden, Finnland und Norwegen getestet. Leider meistens mit einem Ergebnis, wo man nicht sagt:  „ohhhh das war so geil, da geh ich morgen wieder hin“ sondern eher mit der Aussage: „ohhhh das war mal eher ein teures Nix. Ich koche morgen selber, denn das kann ich besser!“  Aber eins habe ich gelernt als Börsenhändler: Aufgeben ist nicht; immer wieder einen neuen Versuch starten. Denn entweder passt es irgendwann, oder man lernt aus einem weiteren Fehlversuch. Wir sind in einer Kleinstadt in Schweden, in der ich am liebsten SOFORT hier eine Wohnung beziehen würde

Lulea bei Nacht

Die Einwohner alle sehr nett, jedenfalls die wir kennen lernen. Und die Stadt voll mit interessanten Geschäften und auch mit Gastronomie.  Ein guter Wohnmobilist, der durch die Welt reist, der hat auch einen Gourmetführer dabei. Der eine in Form von Büchern, der andere in Form von Videos oder Instagram. Und ich habe ihn in Form einer blonden Frau, welche ich vor 22 Jahren geheiratet habe. Ihr Vorschlag lautet: wir reservieren einen Tisch im „Pastabacken“ Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, denn wenn ich gute Pasta haben will, dann mache ich sie selbst oder fahre nach Italien; aber nicht nach Schweden. Ein komisches Gefühl, bei 10 Grad Minus und einer Schlittentour auf dem Eis, Pasta zu essen. Pasta verbinde ich mit Sonne – Strand – und Italien. Aber nicht mit Schweden! Nun ich habe den Gourmetführer geheiratet, also „muss“ ich auch folgen. Conny bestellt einen Tisch und ich natürlich voll dabei. Hungern ist ja auch doof. Wir werden von einem sehr netten Kellner empfangen, der sich sofort darum kümmert, dass wir als Nichtreservierer mit Hund trotzdem nicht draußen essen müssen. Ein schöner Tisch im „Keller“, also im Untergeschoss, zwei Bier, sowie eine interessante Karte versprechen einen vollen Magen. 

Ich muss vorweg schicken, dass ich in deutschen Restaurants NIE ein Rumpsteak esse, denn in den letzten 70 Versuchen ging es zu 90% schief, und das Steak war zäh.  Und ganz schlimm war es in Restaurants mit den tollen Namen „Osteria“ oder „Venedig“ oder „Trattoria Rimini“.  Wenn in der Trattoria Rimini oder Trattoria Venedig dann noch ein Koch aus Indien, der Türkei oder Sri Lanka aus der Küche lugt, dann weiß ich genau: „dieses Steak mit Pasta und italienischem Salat und hausgemachtem Dressing; das kann nur perfekt werden für die Familie! Pasta für die Frau, Salat für mich und das Steak für den Hund“. So sind alle glücklich, wenn es zu dem Salat ein Bier mehr gab. Man, schon wieder ein Ausflug ganz woanders hin. Also wir sitzen im Keller und studieren die Karte. Ich entscheide mich im „Pastabacken“ für ein Stück Rind. Ein Flanksteak! Noch nie selbst gemacht, noch nie irgendwo bestellt, weil ich einfach keine Schuhsohle haben will. Ich riskiere es, und bestelle so ein Stück vom Rind. Und was soll ich sagen? Respekt, es war sehr gut, nicht zäh, und sehr schmackhaft zubereitet. Conny´s Garnelen sehr gut zubereitet und mehr als reichlich. Die Pasta als Hauptspeise konnte kaum besser gemacht werden. So ein gastronomisches Erlebnis in Skandinavien erlebt man nicht so oft. Also wenn Du mal in Lulea bist, und vom Eis kommst, Hunger und Durst hast, dann ab ins „Pastabacken“ bestell ein Stück vom Flanksteak oder Garnelen und ein Bier. Der Tag ist gerettet, glaub mir. 

Da wir die folgenden Tage immer das Gleiche tun; also Arbeiten, auf dem Eis laufen, durch die Stadt bummeln und dann zu Abend essen, gibt es nicht viel zu erzählen, ohne dass ich mich immer wiederhole. Da ich Börsenhändler bin, und kein Politiker versuche ich Wiederholungen zu vermeiden.

Aber eines muss ich noch bringen

Wir sind an den beiden Folgeabenden in einer Art Gyrosbar oder Pizzeria gelandet. Sehr unscheinbar, hervorragendes Preis / Leistungsverhältnis. Sehr gute Pizza; und das in Schweden! Und wenn ich mir meine Portion Gyros so anschaue, dann macht man schnell dicke Backen oder? Aber lecker war es. Das ist cool, wenn der Gastwirt in Schweden Italiener ist, ein griechisches Nationalgericht dem deutschen Touristenich serviert, und es dann auch noch schmeckt.

Die Handelsergebnisse aus dieser Woche sind beträchtlich, und Ihr könnt sie alle im Abteil „Handel“ nachlesen. Unsere Eindrücke von Lulea findet ihr zusammen gefasst in diesem Video:

und in dieser Bildergalerie:

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Zum Handel

und schon wieder ist eine Woche vorbei. Eine Woche die es in sich hatte. Wir sind ja nicht auf Urlaubstour, sonder wir sind “Reisende Händler”!
Diese Woche haben wir unsere Community bei 3 Webinaren begleitet und unsere Setups erarbeitet.
Hier ist ein Beispiel davon zu finden, wei wir so etwas morgens machen:

Aufzeichnung des Webinares 20.01.2022

Alleine der EUR / USD hat an diesem Tag 52 Pipps gebracht. ein Wochenziel an einem einzigen Tag.

Das Wochenergebnis stellt sich dann so dar:

Gehandelte Positionen = 18
Gewinntrades = 10
Verlusttrades = 5
Ergebnis: 69 Pipps im EUR und 395 Punkte im Dax
Dann kann es kommende Woche etwas ruhiger angegangen werden. Schönes Wochenende – wir fahren in Richtung Heimat

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Über den Autor

die beiden Verrueckten

Thorsten Helbig

Thorsten Helbig ist bereits seit mehr als 20 Jahren Börsenhändler mit Leib und Seele. Außerdem liebt er es, die Welt mit seiner Frau und seinem Hund im Wohnmobil zu erkunden. Als Reisender Händler zeigt er, wie man unterwegs an der Börse Geld verdienen kann.

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