Die Rücktour mit Tränen in den Augen

Im letzten Teil haben wir erläutert, dass wir die Rückreise antreten, und warum. Schweren Herzens trennen wir uns vom Norden Stück für Stück, und je weiter wir in den Süden kommen, desto wärmer wird es. Der Eine sagt: „Gott sei Dank“ ich sage: „schade eigentlich. Kälte kann so schön sein“ Sofern wir von Kälte im Temperaturbereich reden oder denken.
ich rede nicht von gieriger Gefühlskälte, welche in Berlin in vollen Zügen ausgelebt wird.

Karlchen und sein roter Chef klopfen sich wahrscheinlich jeden Morgen lachend auf die Schenkel, wenn sie aus dem Kanzleramt schauen, und maskierte – frustrierte – unmotivierte Leute frierend zur Arbeit schleichen sehen. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Jedes Theater braucht eine Bühne.
Auch jedes Kasperle Theater – so wie die Augsburger Puppenkiste.
Aber was ist das hier was abläuft?

Ist es ein Kammerstück?
Ist es ein Drama?
Ist es ein Marionettenspiel?

Ich glaube es ist ein unerträgliches Schmierentheater; ein Marionettenspiel wo Leute an den Strippen ziehen, die keine Ahnung haben was sie da machen.
Aber, sie haben über 80 Millionen Zuschauer, und davon haben über 40 Millionen eine Statistenrolle bekommen.
Die Einen, weil sie sich darum gerissen haben, die Anderen, weil sie nicht wissen was sie tun. Die Meisten, weil sie Angst haben, wenn sie diese unverständliche Rolle als Statist nicht mitspielen, dann wird der Marionettenspieler da oben an den Fäden sauer, und zieht an Strippen die weh tun.
Der Marionettenspieler weiß ganz genau, dass es falsch ist, was er macht. Aber er macht es trotzdem. Er denkt sich:
„sollen sie doch meckern, das vergeht.
Sollen sie doch demonstrieren, dann verbiete ich Demonstrationen“
usw. Ich mag es weder weiterdenken noch hören.

Und in dieses Schmierentheater muss ich jetzt zurück aus einem glücklichen Land.
Dabei weiß ich gar nicht ob meine Eintrittskarte noch gültig ist, oder ob ich eine neue benötige. Vielleicht muss ich meine auch nur prüfen lassen?
Auf jeden Fall wird es spannend.

Abschnitt 1

Wir haben die letzte Nacht in Västerå verbracht und brechen heute auf um uns von der Küste zu entfernen und diagonal durch Schweden zu fahren. Unser nächstes Ziel ist Gränna am Vättern (einer der großen Seen im Binnenland). Dort hat Conny einen schönen Platz ausgemacht, wo man am Wasser stehen kann, und wo wir vor Allem alles nochmal frisch machen können. Alle Tanks entleeren und Frischwasser auffüllen. Denn ab Västerå sind es noch ca. 1.400 km bis nach Hause. Also haben wir noch eine Fahrzeit von mindestens 25 Stunden vor uns. Diese aufgeteilt auf 5 Stunden reine Fahrzeit; ich erwähnte schon, dass wir auch arbeiten müssen; brauchen wir 5 Tage bis nach Hause. Dafür braucnt man frisches Wasser, und auch leere Tanks, wenn das Wasser benutzt wurde.

Auch wenn der Abschied schwer fällt, haben wir den Vorteil, dass wir ihn nicht schlagartig hinnehmen müssen sondern in Etappen, und dass wir Traumwetter haben.

Das macht das Fahren angenehmer und lässt nicht nur Erinnerungen an die schönen Tage wach halten, sondern es macht langsam Lust auf mehr.

Abschied von Versterå

Von den Stunden auf der Landstraße gibt es ja immer wenig zu berichten. Man hängt seinen Gedanken nach und nimmt das eine oder andere Highlight am Straßenrand wahr.

So richtig Spaß macht es ja nicht nach Hause zu fahren. Aber ein bisschen Heimweh haben wir nun auch. Je dichter man an die Heimat kommt, desto mehr zieht der Stall J

Wir haben noch zwei Webinartage vor uns und heute sollen wir traumhaftes Wetter haben in den Abendstunden.

Abend am See

Da fällt mir doch ein, daß ich noch Brennholz im Auto habe, welches wir zu Hause eingepackt haben. Das wäre ja blöd es wieder zu importieren, oder?
Vielleicht denkt dann noch einer von Olafs Knechten an der Grenze, dass ich eine Brennholzeinfuhrsteuer bezahlen könnte.
Die gibt es zwar noch nicht, aber die könnte er ja erfinden, und dafür vom roten Olaf wieder ein Bienchen kassieren – ein Fleißbienchen.
Also das Holz muss weg!
Was macht dann damit? Nach den Schweden schmeißen? Nö warum – das ist ein ganz liebes, entspanntes gastfreundliches Volk.
Also das Spiel „mit Brennholz nach Schweden werfen“ fällt aus.

Aber ich war ja früher schon als Kind (mein Gott ist das lange her) im Club „junge Brandstifter“ und habe es genossen Feuer zu machen. Aber immer nur da, wo es erlaubt war!
Allerdings war es zu meinen Kinderzeiten noch fast überall erlaubt. Fast überall – im Wohnzimmer des ungeliebten Nachbarn, war es damals auch schon verboten. Aber draußen in der Natur hat kein Hahn danach gekräht.
Und auch keine Greta: „ Mach sofort das Feuer aus, das macht Qualm und es stinkt. Wenn Du was flackerndes brauchst nimm einen tollen modernen LED Kamin, der aus einem zeitgemäßen Windrad gespeist wird“

Solche Gretas, denen hätten wir Jungs damals die Zöpfe langgezogen, und eine Schippe nasses Laub aufs Feuer geschmissen. Heute wirst Du eingesperrt, wenn Du über solche wichtigen Menschen schimpfst.

Und schon hatten wir die Idee: „wir machen heute zum Abschluss nochmal richtig Feuer“
Allein der Gedanke daran beflügelte mich und mein Fuß auf dem Gaspedal wurde immer schwerer.
Je früher wir da sind, desto früher gibt’s Feuer
Je früher es Feuer gibt, desto früher gibt’s was zu beißen vom Grill
Je früher es zu beißen vom Grill gibt, desto früher gibt es auch ein Bier dazu.

Kaum angekommen, ist also alles aufbauen. Danach schnell noch zum Schlachter sprinten und was für die Grillplatte kaufen. Ich weiß der Eine oder Andere denkt bestimmt:
„Hey alter Pfadfinder – früher hatten wir im Wald auch keinen Schlachter; kannst Du Dir nicht einfach eine Katze reißen oder so?“
Nö habe ich gedacht – der Schlachter muss auch leben J Und schon haben wir leckeren Schweinekamm im Gepäck. Schnell zurück, das Feuer wartet und der Hund ebenfalls. Er mag es gar nicht alleine zu sein

Wir haben das Glück einen der schönsten Sonnenuntergänge am Vättern bei windstillem Wetter, am Feuer und spiegelglatter See zu genießen. Ich hätte die ganze Nacht draußen verbringen können. Aber leider muss ich ja morgens wieder an den Schreibtisch und unsere Paternoster durch die Märkte lotsen.

Wenn man diese Bilder sieht, versteht man mich wohl besser.

Übrigens sind die richtigen Nachtbilder Nordlichter! Ja Nordlichter, obwohl wir so weit im Süden sind. Bei so einem klaren Wetter kann man sogar, bei entsprechender Aktivität am Himmel, hier die Nordlichter sehen. Wusste ich auch nicht bisher. Also haben wir uns hier zwei Tage eingemuckelt, genießen ein Steak vom Feuer und freuen uns auf die Heimreise und schöne Stunden hier am See.

Nächste Meldung: „Schweden möchte Nato-Mitglied werden“
Upps, und wir mittendrin. Ok, wird schon nicht so schlimm, wir sind ja im Binnenland und nicht an der Grenze oder so. Was soll schon passieren! Was passieren kann? Kaum denke ich drüber nach, höre ich Ohren betäubenden Lärm draußen. Ein Blick vor die Tür auf den See lässt mich erschauern. Das macht den Lärm, und ich habe ungute Gefühle!

Nun muss man aber auch wissen, das Gränna auch die schöne Lutscher Stadt ist. Name von mir frei erfunden. Hier werden Zuckerwaren vom Feinsten hergestellt und in vielen Shops auch verkauft. Diese rot/weißen „Polkagries“ Zuckerstangen werden hier in über einem Dutzend Zuckerbäckereien gekocht, gezogen, geknetet, verpackt und verkauft.

So ein Laden ist nicht nur bunt, sondern auch interessant, und weckt wieder Kindheitserinnerungen.

Wir sind als Kinder immer zu den Omas in der Nachbarschaft gegangen. Unsere Omas wohnten ja zu weit weg. Diese älteren Damen nebenan, freuten sich riesig über Kinderbesuch; und dieser Besuch wurde dann auch mit einem Lutscher, oder einer Zuckerstange belohnt. Genauso wie diese hier.

Tja man glaubt es kaum, dass sich ältere Menschen freuen, wenn sie von Rotzlöffeln wie ich es war Besuch bekamen. Aber genauso war es! Und warum war das so?
Weil wir ohne Handy oder sowas draußen gespielt haben. Wir haben Respekt vor der älteren Generation gelernt und auch gehabt. Wir haben noch „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“ gesagt, wenn uns jemand über den Weg lief.
„Bitte“ und „Danke“ war keine Ausnahme, sondern selbstverständlich.
Denn wenn wir uns nicht an die Regeln hielten, dann gab es was hinter die Löffel; das wiederum war die Ausnahme. (Jedenfalls bei meinen Geschwistern, bei mir eher Alltag)
Genau deswegen muss ich diesen Laden besuchen, genießen und fotografieren.
Und ihr dürft dabei sein. So etwas versüßt die Bilder, die wir kurz vorher von den Flugmanövern erleben durften.

Eigentlich wollte ich hier den Bericht beenden….
Aber nun sind es vier Seiten geworden, und wir haben immer noch 1.000 km nach Hause.
Auch die letzten km waren nicht langweilig – deswegen kommt doch noch mindestens 1 Teil.
Bis denne

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Über den Autor

die beiden Verrueckten

Thorsten Helbig

Thorsten Helbig ist bereits seit mehr als 20 Jahren Börsenhändler mit Leib und Seele. Außerdem liebt er es, die Welt mit seiner Frau und seinem Hund im Wohnmobil zu erkunden. Als Reisender Händler zeigt er, wie man unterwegs an der Börse Geld verdienen kann.

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