Ich werde mich hier auf die wichtigsten Eindrücke beschränken, denn wir haben in 2 Tagen über 1.000 km vor der Nase, das heißt: Die meiste Zeit geht dafür drauf, dieses Gefährt einigermaßen sicher durch die Winterlandschaft zu navigieren.
Dabei fallen mir morgens verschiedene Sachen auf. Zuerst einmal sind die Straßen ab 20 Grad Minus sehr leer – kaum ein Mensch zu sehen. Was natürlich auch ein mulmiges Gefühl verursacht, denn das heißt auch, wenn man bei dieser sauigen Kälte liegen bleibt – warum auch immer – dauert es sehr lange, bis jemand vielleicht anhält. Deswegen wollen wir das Häuschen solange rollen lassen wie es geht.
Nach dem Motto: „Stillstand ist vielleicht Rückschritt.“
Ich habe allerdings abends das Auto wie jeden Abend im gleichen Ablauf abgestellt.
Also grade eingeparkt – eine Runde ums Auto gedreht in der der Zeit wo die Luftfederung abgesenkt wird. Das ist notwendig, da man sich sonst immer fühlt wie auf dem Boot, und die Hubstützen müssen auch nicht so weit raus. Wenn das erledigt ist, dann Hubstützen raus und der Bock steht felsenfest über Nacht, und der gemütliche Teil kann starten. Also ein Gläschen Wein und so…
Der nächste Morgen dann die erste Überraschung – das Thermometer zeigt Minus 27 Grad! Überraschung! Ich also raus mit dem Eiskratzer, um alles frei zu machen am Fahrerhaus. Aber warum quietscht das Ding so auf den Scheiben und holt kein Eis von der Scheibe?
Richtig – weil ich draußen kratze und das Eis aber innen ist. Das wundert mich nicht bei den Temperaturen und der trockenen Kälte. Die Feuchtigkeit ist ja drinnen und nicht draußen. Damit das alles etwas schneller geht, starte ich schon mal den Motor. Der hat zum Glück keine Minus 27 Grad. Dank Wärmetauscher wird das Kühlwasser über die Wohnraumheizung mit erwärmt.
Der Start also kein Problem, wenn da dieses nervige Piepen nicht wäre. Ein Alarmton der weh tut in den Ohren. Was um Gottes Willen ist das?
Der Alarm von den Hubstützen! Diese wollen bei den Temperaturen einfach nicht wieder einfahren. Hab ich Dussel doch vergessen, dass Hydrauliköl bei Minus 27 Grad sehr sehr dick werden kann. Und das ist passiert. Ich hätte es wissen müssen, und auf diesen Luxus verzichten MÜSSEN.
Was tun, wenn ich es nicht hin bekomme? Warten, bis es Frühling wird?
Aufwärmen der Stützen – geht nicht, denn wenn ich die zweite Stütze warm mache, dann ist die erste wieder kalt. Da hilft nur B H W – Bangen Hoffen Warten.
Ich helfe beim Einfahren etwas nach von unten, und nach dem zehnten Versuch sind die Dinger soweit eingefahren, dass sie nicht am Boden schleifen können und wir los können.
Die Gastankstelle, welche wir benutzen wollten, ist leider zu. Also suchen wir weiter an der nächsten Station. Nachdem auch der Hund seine „Geschäfte“ erledigt hat – was ihm gar nicht behagt – legen wir ab in Richtung Lofoten.
Das Meiste auf dieser Tour habe ich lieber in kurzen Videos und Bildern festgehalten, denn man kann die Schönheit der Natur kaum beschreiben. Das MUSS man sehen.
Ich bin heilfroh, dass ich mich für Winterreifen mit Spikes entschieden habe, die haben hier sehr gut zu tun und machen einen hervorragenden Job. Das gibt uns auch auf den total vereisten Straßen ein gutes Gefühl.
Wir kommen bis Steinkjer am Nachmittag. Hier finden wir eine LPG Tankstelle, um den Gastank zu füllen. Also auch Gastank und Dieseltank voll machen und weiter geht’s – die Strecke ist noch lang.
Unser Auto hat allerdings auch zu spüren bekommen, was Reisen in Kälte bedeutet – entsprechend sieht es auch aus:
Danach direkt Weiterfahrt: Unser Ziel für die Nacht ist der Laksforsen (Lachswasserfall), also heißt es Gas geben. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h zu erreichen ist hier aber schon ein Kunststück. Aber es ist auch gut so, wie man gleich sehen wird.
Wir haben uns ja als Scheinwerfer vorne richtige Flammen anbauen lassen. Zwei LED Lichtleisten von 80 cm Länge, die ein wahnsinniges Licht auf 1 km zaubern. Der Eine oder Andere meinte, dass wäre übertrieben. Heute sind wir das erste Mal dankbar, dass wir sie haben und sie so funktionieren.
Diese Mutti mit Kind im dickem fetten Fell hätten wir sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gesehen und von der Straße geschubst. Also: Wer so eine Tour mal auf dem Zettel hat: Gutes Licht am Auto lässt sich nur durch eines ersetzen – durch noch mehr Licht!
Wir lassen die beiden dann über die Straße ziehen und sie trollen sich schnell in den Wald.
Nun sind es noch 200 km bis zum Schlafplatz, den wir auch gegen 20.00 Uhr müde und kaputt erreichen. Essen – ein Glas Wein bei minus 27 Grad (schon wieder diese Temperaturen) und ab ins warme Bettchen, nachdem wir noch zwei Stunden Berichte schreiben, Bilder laden und bearbeiten.
Diese Nacht OHNE Hubstützen – also schlafen wir gut im Schaukelpferd ein und vor allem schlafen wir aus.
Gute Nacht für heute.
9 Kommentare
Ich bin kein Freund von Blogs, aber deiner überzeugt mich. Es sind wunderschöne Fotos und spannende und unterhaltsame Artikel. Weiter so!
ich bin kein Freund von Freunden die kein Freund von Blogs sind:-)
Danke ich weiß Deine Worte echt zu schätzen…und JA ich mache weiter so, schon alleine weil DU es auch liest
Hey Thorsten, sehr schön geschrieben! Ich freue mich auf mehr von euch.
VG
Sebastian
PS: was macht ihr, dass euer WoMo in der Nacht so schaukelt? 🙂
dat nach ich Dir nicht!!!
Moin in den Hohen Norden,
schade des es so einen Verlauf nimmt. Passt nur auf, da bildet sich ein heftiger Orkan zusammen.
Das nächste Mal doch wieder der Süden. 😉
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Alles Gute!
Danke für Warnung – wir haben es gemerkt und auch überstanden.
Da es aber noch länger so weiter gehen soll, fahren wir zurück und starten nochmal neu im März
Toll wie ihr alles schafft. über Hydrauliköl sollte man vorher Bescheid wissen!
Weiter gute Fahrt ohne Probleme.
Wissen heißt noch nicht angewendet. Und angewendet – heißt noch nicht richtig angewendet. Hast Du bei mir im Seminar gelernt oder?
Grüße an Vroni mit einem Dankeschön
Wunderschöne Fotos, aber ist es nicht ein bisschen zu kalt?
Passt auf euch auf!
Grüße aus dem warmen Deutschland- +5°C- Kalle