Die Ruhe vor dem Sturm

Tag 11 – jetzt wird es nass 

In der letzten Pinselstunde hab ich ja erklärt, dass ein at,osphärischer Fluss auf und zu kommt, und auch erklärt was das ist. Da wir die letzten Tage extrem tiefe Temperaturen hatten, befürchten wir, dass es eventuell ein bisschen glatt werden könnte. Wir stehen mit dem Fahrzeug direkt am Wasser, was sehr von Vorteil ist, wenn man schönes Wetter hat und auch ein paar Tiere und Wellen beobachten will. 
der Nachteil ist, man bekommt den Wind aus „erster Hand“. Mal den Kopf frei blasen tut ja echt gut, aber hier wird es mir dann doch zu unangenehm, und ich beschließe das Auto wo anders hin zu stellen; denn Wind alleine reicht natürlich nicht, sondern es soll auch reichlich Niederschlag kommen. Wir bevorzugen uns wenigstens von einer Seite in den Windschatten zu stellen, damit wir es etwas ruhiger haben. Gesagt und getan, wir parken ab jetzt direkt vor einem Berg 

Immer mehr Wettergerücht 

Gut jetzt sind wir „umgezogen“ und komischer Weise reisen die Norweger alle ab. Wir bekommen ein mulmiges Gefühl, denn wenn der Einheimische seine Sachen packt, dann hat es zwei Gründe. Entweder ist seine Zeit, also Wochenende oder Urlaub, rum; oder es wird ziemlich ernst; denn so richtig ängstliche Leute haben wir hier noch nicht kennen gelernt. 

Wir machen uns auf die Such quer durch die bunter Welt der Kachelmanns auf dieser Welt und stellen fest: Je mehr wir nachschauen und suchen, desto schlimmer wird es. 

Die Nacht (und die beginnt hier ja gefühlt schon 15:00 Uhr) wird es wohl in sich haben, wie man auf dem Video hier unschwer erkennen kann. 

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Leider habe ich das Auto quer zum Wind geparkt, so dass wir kräftig durchgeschüttelt werden bei Windstärken von 26 m/s. Das entspricht ungefähr 100 kmh und ich stehe mit der Schrankwand quer zum Wind; keine gute Idee. Um parken ist auch nicht, denn der Boden ist eine einzige Rutschbahn. Leider habe ich es nicht gefilmt, als ich mit unserem Hund nochmal draußen war. 
Der kleine Kerl hasst ja Wasser und hier schüttet es und es steht cm hoch auf dem Boden. Da steht er vor mir und guckt mich traurig fragend an, als wenn er sagen will: „Hey hey, was machst Du hier mit mir? Mir gefällt das gar nicht lass uns rein gehen! Da ist es warm und trocken!“ 
Wir wollten aber gerne, dass er sich einfach nochmal komplett entleert, denn wenn eine Böe kommt, die ihn erwischt, dann ist er ungewollt ein Flughund oder Drache. Wir haben ihn früher schon Fuchur genannt, weil er immer so geschaut hat wie der kleine Drache. 
Eine Böe kam nicht, aber kräftiger Seitenwind der ihr regelrecht bei Seite geschoben hat. Ich wollte mich grad etwas lustig machen; ich weiß das ist unfair; aber da erwischt es mich. Meine Winterjacke wird zum Segeltuch, und der Wind schiebt mich einfach über das Eis. 
nein nicht weit, nur ein bisschen um zu zeigen wer hier der Stärkere ist. Ich habe die Warnung direkt verstanden; unseren kleinen Fuchur unter den Arm geklemmt (man gut dass wir keine Dogge haben) und ab ins Warme. Nochmal ein Blick auf die Wetterkarte, Große Augen machen und überlegen was zu tun ist. Denn der jetzige Kachelmann sagt Windgeschwindigkeiten bis knapp 40 m/s voraus. Das heißt für uns: Alles bisher war Spaß. 

Das Motto: Drum lächle und sei froh, denn es könnte viel schlimmer kommen 

Da mir die gelieferten Zahlen der Meteorologen ein mittelgroßes „P“ ins Gesicht gemeißelt haben, hieß es jetzt aber genau zu überlegen was zu tun ist. Und da war ich so happy, dass wir eine Community haben. Denn unser Fischkopp (Du nimmst es mir nicht übel oder?) teilte mir direkt mit: „Pass bloß auf, um Euch herum baut sich ein ausgewachsener Orkan auf“ 
Ach was, echt jetzt? Also die vorhandenen unguten Gefühle zu beruhigen hat damit nicht so richtig geklappt. Und unser Auto bewegen war nicht drin. Fährbetrieb komplett eingestellt, die Frachter suchten Schutz in der Bucht vor uns und fühlten sich sauwohl. Ich allerdings parke quer zur Windrichtung und fühle mich gar nicht wohl. Was hilft da am Besten? 
Ein kräftiger Grog oder Teepunsch. Teepunsch nach dem Rezept: 

  • “Geele Köm” muss 
  • Zucker kann 
  • Wasser brauch nicht 

Also einen kleinen Schlaftrunk, dann hat wenigstens das Gefüh, das Schaukeln kommt vom Alkohol, und man ruht oder träumt etwas besser. Pustekuchen war es. Keine 30 Minuten haben wir durchgeschlafen, denn der Wind meinte es echt gut mit uns, und hat uns reichlich bedient, was unser Schaukelpferd auch gut in Wallung brachte. Wer schon mal auf einem Boot übernachtet hat; und lieber Leser ein Kreuzfahrer ist kein Boot, das ist eine Kleinstadt; der weiß was das bedeutet. Immer wenn ich wach war, dachte ich mir so: “nicht so schlimm, morgen ist alles vorbei“ 

Der Morgen danach 

Kennst Du das Gefühl „ der Morgen danach“, egal was DANACH auch heißt. Der Wind wird unruhiger, die Wetterberichte immer beunruhigender, und mein Gefühl immer schlechter. 
Für ein paar Minuten reißt der Himmel auf, und der Sturm lässt nach. Unsere Chance etwas zu verändern, denn an Flucht brauchen wir nicht zu denken. Wohin flüchten wenn keine Fähre geht. Also keine Chance. Verändern heißt für uns wenigstens das „Schiff“ in den Wind zu drehen. Das heißt entweder das Heck oder die Schnauze in Windrichtung und nicht die Breitseite.  
Das ging sehr schnell und gut, jetzt heißt es warten bis es besser wird, und wir die Insel verlassen können. Da der Wetterbericht voraussagt, dass es noch 10 Tage so bleiben könnte, richten wir uns auf längeren Aufenthalt ein und schmieden Fluchtpläne in Richtung Heimat. 

Beschäftigung fehlt nie 

Wir haben zum Glück viele Bilder auf dem Rechner zu bearbeiten, hier ein paar Reiseberichte zu schreiben, Analysen abzugeben. 
Analysen? Was analysiert ihr denn? 
Zum Beispiel machen wir uns Gedanken darüber wo der Dax wohl heute Abend fressen wird oben oder unten. Und wir machen uns gemeinsam Gedanken wie wir Euch hier teilhaben lassen können. Ganz WICHTIG Ernährung. Und noch wichtiger: Teamarbeit. 
Teamarbeit heißt ja jeder macht das was er am besten kann. 

Wir können Brötchen fertig machen aus Sauerteig, und Picasso passt auf, dass sie im Ofen nicht verbrennen, damit wir gemeinsam frühstücken können; wann auch immer. 

Und so vergeht der Tag, ohne das wir das Wohnmobil verlassen können.

Das kleine Fell kann sich nicht entleeren, und will es auch nicht. Hoffentlich geht das nicht schief. Immerhin hält er 24 Stunden durch, ohne sich zu lösen. Eine erstaunliche Leistung. Wir hatten schon so weit wie möglich vorgebeugt, falls es schief geht. Aber er ist ja ein sauberes Ferkel. 

Wir nutzen die Zeit um unsere Rückreise zu planen, und eine brauchbare Route zu finden, denn sobald es möglich ist werden wir die Lofoten verlassen und Richtung Heimat fahren. 
Dann machen wir es eben im März nochmal oder? 

Der Reisende Händler, wäre ja nicht Der Reisende Händler, wenn er zu hause hockt !

Neeee wir wollen ja etwas sehen und dabei unseren Lebensunterhalt verdienen. 

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Über den Autor

die beiden Verrueckten

Thorsten Helbig

Thorsten Helbig ist bereits seit mehr als 20 Jahren Börsenhändler mit Leib und Seele. Außerdem liebt er es, die Welt mit seiner Frau und seinem Hund im Wohnmobil zu erkunden. Als Reisender Händler zeigt er, wie man unterwegs an der Börse Geld verdienen kann.

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